Zur Behandlung der Parenthesen in der deutschsprachigen Grammatikographie des 18. und 19. Jahrhunderts - Université Clermont Auvergne Accéder directement au contenu
Communication Dans Un Congrès Année : 2014

Zur Behandlung der Parenthesen in der deutschsprachigen Grammatikographie des 18. und 19. Jahrhunderts

Résumé

Die deutschsprachige Grammatikographie vom Ende des 18. bis in die 1. Hälfte des 19. Jhs. liefert in Deutschland die Grundlagen der noch heute aktuellen Schulgrammatik. Wenn von letzterer die Rede ist, wird sie in Geschichte und Gegenwart sehr regelmäßig als eine Wort- und Satzgrammatik dargestellt, dies auch in historiographisch ausgerichteten Arbeiten. So heißt es z.B. bei Erlinger (2007: 539): " Die Grammatik, die wir [...] im muttersprachlichen Unterricht von Becker 'haben', zeigt deutlich seine Unterschrift: Satzlehre, Satzgliedlehre, Wortartenlehre, Formenlehre, Beziehungsbeschreibungen der am Satz beteiligten Elemente. ". (Ähnlich Knobloch 2000: 104, Linke, Nussbaumer & Portmann 52004: 245.) Damit wird auch behauptet, dass die deutsche Schulgrammatik von Beginn an nicht nur satzübergreifende und textuelle Perspektiven, sondern auch pragmatische Aspekte aus ihren Überlegungen ausblendet. Diese Darstellung findet sich indirekt in Arbeiten bestätigt, die die Anfänge der Textlinguistik in Deutschland in den 1960er Jahren verankern (cf. z.B. Glück, 22000: 729) und als Vorgänger ausschließlich Stilistiken und Rhetoriken nennen, aber nicht die Grammatikschreibung (vgl. z.B. Kalverkämper 2000, Sanders 2000). Tatsächlich lässt sich aber feststellen, dass ab Ende des 18. Jhs. in der deutschen Grammatikographie durchaus sowohl textuellen als auch pragmatischen Aspekten Rechung getragen wird (vgl. z.B. Clarke & Nerlich 1996, Spitzl-Dupic 2010, 2012 und in Vorbereitung). Auch die Behandlung der Parenthese, die seit den Anfängen der deutschsprachigen Grammatikographie im 17. Jh. aus verschiedenen Perspektiven regelmäßig als ein Phänomen beschrieben wird, das außerhalb der Satzstruktur und / oder außerhalb eines als primär angesehenen Sinngeflechts steht, steht der Analyse der Schulgrammatik als einer rein morphosyntaktisch ausgerichteten Grammatikschreibung entgegen. In meinem Vortrag möchte ich zeigen, wie Autoren deutschsprachiger (Schul-)Grammatiken des 18. und 19. Jahrhunderts Parenthesen in syntaktischer, semantischer, typographischer, textueller und pragmatischer Perspektive behandeln, welche Einflüsse der zeitgenössischen sprachwissenschaftlichen Theorien dabei zur Wirkung kommen und welche Entwicklungen zu beobachten sind. Ein besonderes Augenmerk soll dabei auf normative Vorstellungen (vgl. z.B. Becker 18432 : 428), auf das Verhältnis Ellipse - Parenthese (vgl. z.B. Herling 1830, 1: 164 ff.) sowie auf die Unterscheidung zwischen grammatischer und logischer Parenthese (vgl. z.B. Götzinger 1839, 1-2: 405 ff.) gelegt werden, da diese Aspekte im Mittelpunkt der zeitgenössischen Überlegungen stehen. Auswahlbibliographie ADELUNG, J.Chr. 1781. Deutsche Sprachlehre, Leipzig: Breitkopf. ADELUNG, J.Chr. 1782. Umständliches Lehrgebäude der deutschen Sprache zur Erläuterung der deutschen Sprachlehre für Schulen, 2 Bde., Leipzig: Breitkopf. 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Fichier non déposé

Dates et versions

hal-00934303 , version 1 (21-01-2014)

Identifiants

  • HAL Id : hal-00934303 , version 1

Citer

Friederike Spitzl-Dupic. Zur Behandlung der Parenthesen in der deutschsprachigen Grammatikographie des 18. und 19. Jahrhunderts. Language and Learning The history of linguistics in the context of education, Jun 2014, Leiden, Netherlands. ⟨hal-00934303⟩

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